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Hat man in den letzten Monaten bestimmte Meldungen in den Zeitschriften, Zeitungen, in Funk und Fernsehen verfolgt, so wurde immer wieder vom tragischen Unfall vom mehrmaligen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher berichtet, der aufgrund eines Skiunfalles ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades erlitt.

Was passiert bei einem Schädel-Hirn-Trauma oder was versteht man darunter? Bei einem Schädel-Hirn-Trauma handelt es sich um eine Verletzung des Kopfes. D.h. z.B. durch einen Unfall oder auch durch mutwillige Gewalt. Insbesondere sind der Schädel-Knochen und das Gehirn beeinträchtigt. Infolge dessen leiden auch bestimmte Gehirnfunktionen darunter. Das Gefährliche eines Schädel-Hirn-Traumas können Blutungen oder auch sogenannte Ödeme im Gehirn sein.

Die Glasgow-Koma-Skala

Die Glasgow-Koma-Skala

Bei einem Schädel-Hirn-Trauma unterscheidet man laut der Glasgow-Koma-Skala 3 verschiedene Schweregrade. D.h. mittels dieser Skala kann man die Schwere eines Schädel-Hirn-Traumas einschätzen. Diese werden durch die Art und durch das Ausmaß der Verletzung sowie durch die Dimension der neurologischen Störungen definiert. Die Glasgow-Koma-Skala findet somit in der Neurologie große Verwendung

 

Wie funktioniert nun diese Skala? Für jede Rubrik werden separat Punkte vergeben, die dann in Folge aufaddiert werden. Die maximale Punktezahl, die man erreichen kann, ist 15. D.h. = volles Bewusstsein. Bei einem Ergebnis von 3 Punkten heißt das tiefes Koma. Werden 8 bzw. weniger Punkte errechnet, geht man von schweren Funktionsstörungen des Gehirns aus. Und da man gleichzeitig von lebensbedrohlichen Atemstörungen ausgehen muss, ist bei einer Anzahl von 8 oder weniger Punkten eine Sicherung der Atemwege sicherzustellen.

Diese Glasgow-Koma-Skala bedient sich eines Punktesystems zur Bewertung von Hirnfunktion-Störungen. In diesem Fall speziell nach der Schädel-Hirn-Trauma-Verletzung und somit Traumas. Und in Summe wird das Bewusstsein genau nach 3 Kriterien überprüft und entsprechend der Reaktion des Patienten werden die Punkte verteilt und aufaddiert.

Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades = Commotio cerebri (Gehirnerschütterung)

Dabei handelt es sich um die leichteste Form des Schädel-Hirn-Traumas. D.h. es findet eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns statt, die aber in den nachfolgenden Tagen wieder funktionstüchtig ist. Macht man eine Computer-Tomographie (CT), kann man kleine Schädigungen des Gehirns feststellen, die auch mit dem freien Auge erkennbar ist. Typische Symptome sind z.B. Übelkeit und / oder Erbrechen. Weiters kann es vorkommen, dass man sich an den Unfall oder einen kurzen Zeitraum davor nicht mehr erinnert. Das gilt aber auch für die Zeit nach dem Unfallgeschehen – dies ist aber selten der Fall. Möglicherweise wird man in den nächsten Wochen durch Kopfschmerzen begleitet. Auch eine Leistungsminderung, Erscheinungsbilder einer Apathie (= Teilnahmslosigkeit, Unempfindlichkeit gegenüber äußere Reize, …) sind möglich. Auf alle Fälle soll eine Kopfverletzung – wenn auch noch so gering – nie auf die leichte Schulter genommen werden. Ratsam und empfehlenswert ist es immer, einen Arzt zu konsultieren, um festzustellen, ob und welche Gehirnerschütterung vorliegt und wie man am besten damit umgehen soll, damit keine langfristigen, negativen Folgeerscheinungen entstehen können.

Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades = Contusio cerebri (Gehirnprellung)

Dieses Schädel-Hirn-Trauma resultiert aus einer Punkteanzahl zwischen 9 bis 12 auf der Glasgow-Koma-Skala. Dieses Trauma weist neurologische Störungen auf. Man geht von einer Bewusstlosigkeit von einer längeren Zeit aus. Hier gibt es unterschiedliche Angaben, die von 10 Minuten bis 30 Minuten gehen. Patienten mit einem Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades werden häufig auf der Intensiv-Station betreut.

Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades = Compressio cerebri (Gehirnquetschung)

Dieses Schädel-Hirn-Trauma resultiert aus einer Punkteanzahl von 8 und darunter auf der Glasgow-Koma-Skala. Das Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades weist gravierende Kopfverletzungen und Störungen des Gehirns auf und hat auch noch andere Auswirkungen. D.h. die neurologischen Ausfälle sind oft sehr schwerwiegend. Verursacht wird das oft durch Ödeme und ähnliche Vorgänge. Das muss man sich so vorstellen: Das Gehirn wird durch Blutungen eingeklemmt und somit in Bedrängnis gebracht. Die Folge ist, dass der Gehirndruck steigt. Es kann auch vorkommen, dass dadurch funktionierende Gehirnfunktionen in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folge von solchen Verletzungen ist oft ein langfristiges Koma, welches auch oft künstlich verlängert wird. Eine Möglichkeit, die zu einer Druckentlastung führt, ist die Entfernung von einem bestimmten Teil des Schädel-Knochens, damit der gefährliche Druck wieder abgesenkt werden kann. In diesem Stadium muss man mit dauerhaften Schäden jeder Größe rechnen, die aber nicht zwangsläufig sind. Das ist immer von der Art und Schwere der Verletzung abhängig. Welche Gehirnbereiche sind betroffen? Wie im Fall Schumacher wurde er auch in den künstlichen Tiefschlaf versetzt, dass der Körper diesbezüglich entlastet wird und das Gehirn sich in dieser Phase erholen kann.

 

Zwei Phasen eines Schädel-Hirn-Traumas

Es werden sozusagen neuronale Strukturen in Folge eines Schädel-Hirn-Traumas beschädigt. Da gibt es in der ersten Phase die akute Verletzung. D.h. es ist schon zu einer Schädigung bestimmter neuraler Strukturen gekommen und das kann man nicht mehr abwenden.

Bei der zweiten Phase – diese beginnt später – werden spätere denkbare Folgen durch entsprechende Therapie-Möglichkeiten verhindert, vermindert oder sogar abgewendet. Gehen wir zurück: Wenn wir jetzt den aktuellen Fall von Michael Schumacher hernehmen, der ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades erlitten hat, hört man immer wieder die Sätze, dass die Ärzte keine Prognose abgeben können. Zuerst muss man ihn aus dem Tiefschlaf zurückholen und erst dann kann man langsam feststellen, welche Folgen geblieben sind oder bleiben werden. Bzw. welche Maßnahmen muss man setzen oder ist er wieder total einsatzfähig. Gerade bei Schädel-Hirn-Trauma-Patienten dritten Grades geben die Ärzte immer eher nüchterne Prognosen ab.

 

Spezieller Fall, der Hoffnung gibt

In einem aktuellen Fall, der mir zu Ohren gekommen ist, ist aber ein ganz interessantes und höchst erfreuliches Ergebnis eingetreten. Es handelt sich um einen Mann der 2006 aufgrund eines Verkehrsunfalles (er war Fußgänger und die Autolenkerin hat ihn übersehen und ihn ungebremst mitgenommen) ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades erlitten hat. Die Zukunftsaussichten der Ärzte waren sehr nüchtern bzw. mehrheitlich negativ. Denn lediglich einige wenige Prozent wurden ihm zum Überleben vorausgesagt. Dieser Mann hat es überlebt. Er war dann über 1 Jahr lang in verschiedensten Krankenhäusern, die versucht haben, ihn zu behandeln. Dennoch wurde in den Berichten immer wieder festgehalten, dass dieser Mann ein Pflegefall schwersten Grades bleiben wird und somit keine Chance auf Besserung hat. Zusammengefasst heißt das: Wenn sich in den ersten eineinhalb bis zwei Jahren nichts tut, dann wird sich auch in den nächsten Jahren nichts mehr tun. Gerade bei diesem Fall ist aber genau das Gegenteil eingetreten. Durch bestimmte Maßnahmen, die die Frau bzw. die Familie mit den Freunden konsequent und voller Leidenschaft unternommen haben, ist er wieder gut ins Leben zurück gekommen, sodass er wieder sprechen und gehen lernen konnte, seine Aggressionen, die oft von einem Schädel-Hirn-Trauma begleitet werden, haben stark abgenommen uvm. – Somit hat auch er wieder eine entsprechende Lebensqualität erreicht.

Gerade an solchen Beispielen sieht man, dass man auch bei solchen Fällen nicht aufgeben darf. Es ist zwar auf der einen Seite eine sehr schwere, psychische und physische Belastung, doch wenn Fortschritte – und auch nur die kleinsten – zu erkennen sind, motiviert das die Angehören und den Patienten selbst und das trägt wesentlich dazu bei, die nächsten notwendigen Schritte zu unternehmen. Selbstverständlich ist diesbezüglich viel Geduld gefragt. Von heute auf morgen geht gar nichts.

 

Schädel-Hirn-Trauma-Vereine

Man wird in diesem Bereich auch nicht alleine gelassen. Denn es gibt auch diverse Schädel-Hirn-Trauma-Vereine. Diese versuchen die Angehören und Patienten in diesen Fällen zu unterstützen. Wichtig gerade in den ersten Phasen, wenn ein geliebter Mensch in der Familie oder im Freundeskreis, Verwandtenkreis ein Schädel-Hirn-Trauma dritten Grades erlitten hat, ist, dass man sich natürlich vor Augen hält, dass es sich dabei auch um eine sehr schwerwiegende Verletzung handelt, dennoch immer wieder Grund gibt – wie das reale Leben zeigt – dass Besserung in Sichtweite ist. Wird ein Schädel-Hirn-Trauma jeglichen Grades erreicht, ist natürlich ganz wichtig, die richtige Diagnostik zu stellen. Das kann nur erfolgen, wenn der Patient auch dementsprechend untersucht wird und man in weiterer Folge durch gezielte und individuelle Behandlungsmaßnahmen sofort entgegengewirkt bzw. mit Maßnahmen startet, um das vorhandene Potential zu aktivieren, zu stärken usw.

 

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass der Kopf mit dem Gehirn ein sehr komplexes System des Körpers darstellt, wo wir schon einiges darüber wissen. Auch sehr große und überraschende Erfolge erzielen können. Dennoch verbirgt sich dahinter noch so viel Potential und so viel Wissen, was wir in der heutigen Zeit noch gar nicht wahrnehmen oder verarbeiten können. Auch die Experten wissen nur einen kleinen Anteil, wie das Gehirn wirklich funktioniert, wie man zielgerecht aktivieren kann bzw. wie man auch das Potential heben kann. Jede Behandlung eines Schädel-Hirn-Trauma-Patienten ist auch ein bisschen mit einem Pilotprojekt zu vergleichen. Denn man weiß nicht, wie ein Schädel-Hirn-Trauma-Patient auf verschiedenste Maßnahmen anspricht, weil jeder anders ist. Und wie immer wieder Experten berichten, nutzen wir tatsächlich nur 10 % unseres Potentials. D.h. hier steht die Frage im Raum: Können die übrigen 90 % als Potential voll ausgeschöpft werden, wenn es Gehirnbeeinträchtigungen gibt bzw. Teile eines bestimmten Gehirn-Bereiches verletzt ist? D.h. verschiedenste Verfahren, Techniken und Studien versuchen immer mehr über das Gehirn und deren Komplexität zu erfahren. Dennoch bleibt es irgendwie doch ein Geheimnis, wie alles abläuft.