Schädel-Hirn-Trauma Verletzungen reißen nicht nur den Betroffen, sondern auch das unmittelbare Umfeld aus dem Leben und erfordert beiden sehr viel ab. Ziel der Rehabilitation ist es, dem Betroffenen zu ermöglichen, seinen privaten sowie beruflichen Alltag optimal zu bewältigen.
Je größer die Schwere des Schädel-Hirn-Traumas, desto mehr Geduld ist gefragt. Das heißt mühevolle Kleinarbeit – jeder kleine Fortschritt ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dies erfordert eine individuelle fachspezifische Betreuung sowie Therapie-Maßnahmen. Des Weiteren entscheidet auch der Wille des Betroffenen über die erfolgreiche Genesung. Nicht zu vergessen ist auch das unmittelbare Umfeld. Sehr förderlich ist es, wenn Vertraute einem zu Seite stehen = einen aufbauen, unterstützen, zuhören oder einfach Verständnis haben.
Schädel-Hirn-Trauma – Was nun?
Wird ein Schädel-Hirn-Trauma jeglicher Art vermutet, ist es unabdingbar den Betroffenen umgehend in eine geeignete Klinik zu bringen. Die Wahl der Klinik ist von der Art der Verletzung und der Entfernung der Klinik abhängig. Eine Voranmeldung bei dem gewählten Krankenhaus ist in den meisten Fällen notwendig.
- Bei einem leichten Schädel-Hirn-Trauma erfolgt der Transport meist mit dem Krankwagen.
- Bei mittelschweren bis schweren Schädel-Hirn-Trauma werden die Betroffenen meist mit notarztbesetzten Rettungsmitteln befördert. Bevor eine Verletzung der Halswirbelsäule ausgeschlossen werden kann, muss der Betroffene ruhig gestellt werden und bei schwachem Kreislauf ist eine flache Lagerung notwendig. Welcher Transportweg (Luft oder Land) gewählt wird, ist davon abhängig, welcher Weg schonender ist.
Vor Ort angekommen, beginnt die Erstversorgung. Die notfall- und intensivmedizinischen Behandlungen haben sich in den letzten Jahren verbessert. Diesbezüglich sind die Erfolgsaussichten eines Schädel-Hirn-Traumas höher. Des Weiteren wurde auch die neurologische-neurochirugische Frührehabilitation ausgebaut und ein entsprechendes Versorgungssystem geschaffen.
Herr Dr. Med. Michael Kaps (Facharzt für Neurologie, Sozialmedizin/Rehabilitationswesen, Leitung Rehabilitation, stellv. Ärztl. Leiter Rehabilitation, Kliniken Schmider Allensbach) weist auf folgendes Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation hin. Dieses Phasenmodell beginnt mit der Phase A und endet mit der Phase F. Somit resultiert die Behandlung in verschiedene Abschnitte. D.h. heißt von der Erstversorgung, über die Rehabilitation bis hin zur Langzeitrehabilitation. Diese kann sich auch auf die ambulante Nachversorgung erstrecken. Schwere Behinderungen erfordern eine häusliche Pflege oder eine Unterbringung in entsprechenden Einrichtungen.
Die Reha-Maßnahmen beziehen sich auf motorische, psychologische, physiologische, visuelle Behandlungen und erfordern eine enge und abgestimmte Zusammenarbeit mit den Psychologen, Physiologen, Neurologen, Logopäden, Ergotherapeuten, Internisten.
Wie schon oben erwähnt, ist es ganz wichtig, dass enge Vertraute für den Patienten da sind. Nicht nur das, sondern ihn zu ermutigen, zu unterstützen und vor allem richtig mit ihm umzugehen.
Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation
Phase A = Akut-/Intensivbehandlung
Hier findet die Erstbehandlung in der sogenannten „Akutklinik“ statt. Je nach Schwere der Verletzung auf der Normal- oder Intensivstation. In dieser Phase werden die Lebensfunktionen überwacht und stabil gehalten. In dieser Phase erfolgt die Akutversorgung, Diagnostik und Therapie.
Falls sich der Patient nicht mehr in Lebensgefahr befindet, kann er von der Akutklinik in eine geeignete Klinik für neurologische Frührehabilitation gebracht werden.
Phase B: Frührehabilitation
Fokus ist, den Patienten ins „bewusste Leben“ wieder zurückzuholen. Das bedeutet Frührehabilitation der motorischen und kognitiven Funktionen. In dieser Phase ist der Patient noch schwer bewusstseinsgestört oder es liegt Bewusstlosigkeit vor. Somit ist meist noch keine Kooperation mit dem Betroffenen möglich. Folglich steht die Mitarbeit des Patienten in Vordergrund = Einzelförderung. Auch mit Komplikationen und Notfällen muss man rechnen. Es liegt ein hoher Pflegebedarf vor.
Phase C: Weiterführende Rehabilitation
Der Fokus dieser Phase liegt auf eine mögliche selbständige Lebensführung und somit auf die Förderung der Alltagskompetenz. Dem Patienten ist eine kooperative Zusammenarbeit möglich und somit arbeitet er bei Therapien mit. Er ist zum Teil noch pflegebedürftig, aber nicht mehr in dem hohen Ausmaß, wie in der Phase zuvor. Mittels der Frühmobilisierung soll eine Verbesserung erzielt werden. Unter der Frühmobilisierung fallen z.B. Gelenkmobilisation, Aufsetzen und Aufrichten in den Stand, Lagerung des Betroffen uvm. Ist der Patient erfolgreich frühmobilisiert ist ein Anschluss in die nächste Phase möglich
Phase D: Medizinische Rehabilitation
In dieser Phase ist eine umfassende Rehabilitation-Therapie möglich. Im Fokus stehen die Selbstversorgung im alltäglichen Leben, das möglichst freie Gehen sowie regelmäßige Teilnahmen an notwendigen Reha-Therapien. Beruflich Betroffene haben die berufliche Wiedereingliederung zum Ziel, Pensionisten das Erlangen an Selbstversorgung und Selbständigkeit. Ist die Phase D abgeschlossen, kommt bei Berufstätigen die Phase E.
Phase E: Schulisch-berufliche Rehabilitation
Im Fokus stehen die berufliche Wiedereingliederung sowie die Sicherstellung der Behandlungserfolge. Diesbezüglich werden Belastungserprobungen, Arbeitstherapien, Berufsfindungen uvm in Anspruch genommen. Von Fall zu Fall müssen auch bestimmte Anpassungen im Arbeitsumfeld vorgenommen werden. Ist die Übernahme der ursprünglichen Arbeit nicht mehr möglich müssen andere Maßnahmen getroffen werden. Umschulungen uvm. Gerade in dieser Phase ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber, Patient und betreuenden Ärzten und Therapeuten notwendig.
Phase F: Langzeitrehabilitation
Je nach Schwere und Beeinträchtigung des Schädel-Hirn-Traumas behalten die Patienten trotz intensiver Reha-Maßnahmen schwere neurologische und geistig-seelische Störungen. Das ist bei bleibender Bewusstlosigkeit, apallisches Syndrom, bei schwerer geistiger und / oder körperlicher Behinderung der Fall. Diesbezüglich ist ein selbständiges und unabhängiges Leben meist unmöglich. Ist eine häusliche Pflege nicht möglich, gibt es für die Langzeitpflege entsprechende Einrichtungen zur Verfügung.